Akupunktur
Die Akupunktur stellt einen Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar. Das heutige Konzept der TCM
ist aus Jahrtausende währenden Erfahrungen entstanden. Das etwa 4500 Jahre alte Huang-di Nei-jing, eines der ersten großen überlieferten Werke, gilt als Ursprung der Theorie der chinesischen
Medizin, und erste veterinärmedizinische
Aufzeichnungen finden sich bereits vor etwa 3000 Jahren in der Shang Dynastie.
Neben der Akupunktur wird in der TCM für Menschen mit Heilkräutermischungen, speziellen Ernährungsplänen, Massagetechniken (Tuina) und gymnastischen Übungen (Qi Gong) gearbeitet. Zusammen bilden
diese Therapieformen ein in sich schlüssiges ganzheitliches Heilsystem. In der Tiermedizin finden heutzutage Akupressur, Akupunktur, Kräutermedizin
sowie die Ernährungslehre der TCM Anwendung.
Was versteht man unter Akupunktur?
Das Wort Akupunktur ist zusammengesetzt aus den lateinischen Wörtern „acus“ = Nadel und „pungere“ = stechen. Akupunktur ist ein Verfahren, bei dem durch Einstechen von Nadeln an bestimmten Körperstellen Erkrankungen beeinflusst und Schmerzen genommen werden können. Die Akupunktur verwendet verschiedene physikalische Reize an genau definierten Hautarealen und den darunterliegenden Gewebeschichten. Über den Stich der Akupunkturnadel, die Moxibustion eines Akupunkturpunktes (Hitzeeinwirkung), die Behandlung mit dem Laser, eine Punktmassage (Akupressur) oder den Einsatz spezieller Tonfrequenzen (Phonophorese) wird auf die Energiekreisläufe im Organismus Einfluss genommen. Ziel ist es, die körpereigenen Selbstheilungskräfte des Patienten zu aktivieren
Wie wirkt Akupunktur?
Nach der Auffassung der alten Lehrer der fernöstlichen Heilweisen ist ein Lebewesen gesund, wenn die Lebensenergie, das Qi, durch alle Meridiane (Energieleitbahnen am Körper) und Organe gleichmäßig fließt. Wird dieses Fließgleichgewicht durch krankmachende Faktoren gestört, können die unterschiedlichsten Krankheiten entstehen. Durch die Reizung spezieller Punkte auf der Körperoberfläche kann das Fließgleichgewicht wieder ins Lot gebracht werden. Die ärztliche Kunst besteht darin, die richtigen Akupunkturpunkte zu wählen, die Dauer und die Häufigkeit der Reizsetzung zu wissen sowie spezielle Techniken des Stechens zu beherrschen. So können die Wahl der Technik, des Materials der Nadeln (verschiedene Metalle) sowie deren Dicke und Länge einen Einfluss auf die Heilwirkung haben. Durch die Anwendung von glimmenden „Zigarren“ aus Beifußkraut (Moxibustion) an den in ausgewählte Punkte gestochenen Nadeln wird Wärme in die Tiefe geleitet und damit die Wirkungder Akupunktur intensiviert. Zur Schmerzbekämpfung werden körpereigene Mechanismen im Gehirn und auf Rückenmarksebene genutzt. Durch eine Akupunktur können kurzfristig sogenannte Heilreaktionen ausgelöst werden. Sie zeigen die Reaktionsfähigkeit des Organismus. Diese Heilreaktionen äußern sich in einer vorübergehenden Verstärkung der bestehenden Symptome und klingen in der Regel innerhalb kurzer Zeit ohne weitere Behandlung wieder ab.
Wie bzw. wo kann Akupunktur helfen?
Die Akupunktur wird unterstützend und
begleitend eingesetzt bei Erkrankungen
des Bewegungsapparates wie zum
Beispiel Entzündungen an Gelenken
(Arthritis), Bändern, Sehnen, Muskeln,
degenerativen Erkrankungen wie Arthrosen,
Hüftgelenks- dysplasie, Spat beim
Pferd sowie bei neurologischen Erkrankungen
wie Dackellähme. Auch bei
Störungen im Bereich des Harn- und
Geschlechtsapparates wie Unfruchtbarkeit,
Geburtsstörungen, Blasenentzündungen
und Harnabsatzbeschwer-den
(Harnträufeln) kann die Behandlung mit
Akupunkturnadeln (oder Laser) helfen. Auf
das Immunsystem kann Akupunktur bei
Neigung zu wiederkehrenden Infektionen
oder Allergien ausgleichend wirken. Bei
Störungen im Verdauungsapparat, beispielsweise
chronischem Durchfall, Kotwasser
beim Pferd, Anfälligkeit für Koliken
oder Neigung zu Wurmbefall lässt sich mit
Akupunktur eine Besserung erzielen.
Erfahrungsgemäß reagieren Patienten mit
chronischen Problemen des Atmungs-apparates,
etwa chronischem Schnupfen,
Asthma bei Hund und Katze, chronisch
obstruktiver Bronchitis beim Pferd, sehr
positiv auf die Akupunktur. Die Symptomatik
kann deutlich reduziert werden oder
im Laufe einer längeren Behandlung ganz
verschwinden. Auch chronische Erkrankungen
der Haut und der Sinnesorgane
zählen zu den Erkrankungen, die mit
Akupunktur behandelt und gebessert
werden können.
Altersbedingte Beschwerden werden von der traditionellen chinesischen Medizin häufig als Energielosigkeit angesehen.
Durch Zufuhr von Energie bei alten Patienten über bestimmte Akupunkturtechniken werden beispielsweise Steifheit oder Lahmheiten gelindert. Ferner kann auch bei psychischen Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. Aggressionen, Unsicherheiten oder Angst, plötzlichem Verlust der Stubenreinheit, übermäßigem oder mangelndem Geschlechtstrieb mittels Akupunktur Veränderung zum Positiven bewirken werden. Nicht zuletzt kann die Akupunktur gute Dienste leisten bei massiven Kreis-laufproblemen im Verlauf einer Kolik beim Pferd oder bei Narkosezwischenfällen (Atemstillstand).
Zusätzlich zur schulmedizinischen
Notfallbehandlung können so
genannte „Notfallpunkte“ stimuliert werden,
um Herz-Kreislauffunktionen anzuregen.
Dauer einer Behandlung mit Akupunktur
Je akuter eine Erkrankung ist, desto öfter
wird in umso kürzeren Intervallen
behandelt, je chronischer sie ist, umso
länger sind die Zeiträume zwischen den
einzelnen Akupunkturbehandlungen.
Akute Erkrankungen können mit wenigen
Behandlungen geheilt sein. Der Zeitrahmen
für die gesamte Behandlung
entspricht dem Zeitrahmen, in dem die
Erkrankung bereits besteht. Erfreulicherweise
sprechen chronisch erkrankte Tiere
oft besser und schneller auf Akupunktur an
als akut erkrankte. Es gibt auch Tiere, die
durch Akupunktur nicht vollständig
gesunden können. Sie benötigen immer
wieder Akupunkturbehandlungen für eine
gute Lebensqualität. Behandlungen
werden in solchen Fällen in großen
Zeitintervallen durchgeführt, je nach
Reaktion des Patienten von einmal im
Monat bis zu alle drei Monate.
Was es sonst noch zu beachten gibt.
Da es sich bei der Akupunktur um eine
invasive Therapiemethode handelt, ist ein
fundiertes Wissen des Therapeuten unabdingbar,
damit zum Beispiel Blutgefäße,
Nerven, Gelenke oder Organe nicht
verletzt werden. Zudem basiert eine
Akupunkturbehandlung idealer Weise auf
einer vorausgehenden Untersuchung nach
den Kriterien der Traditionellen Chinesischen
Medizin. Dieser Untersuchungs-gang
und die Einordnung der Befunde
unterscheiden sich wesentlich von den
üblichen (klinischen) Untersuchungsmethoden
in der Medizin. Verantwortungsvolle
Akupunkteure absolvieren deshalb
eine jahrelange qualifizierte Ausbildung.